Walter Kappacher ist Autodidakt, Selbstlerner, Schweiger und Einsamkeitsexperte. Er hat die Literatur für sich entdeckt, das Schauspielern, das Zeichnen und Fotografieren. [...]
[Er schreibt] Geschichten von Menschen, die nicht funktionieren, weder im Erwerbsleben noch in der sogenannten Gesellschaft, erfüllt von vager Sehnsucht, doch ohne konkrete Bindungslust, ernsthafte, grüblerische Beobachter, die sich unablässig fragen, wozu sie gut sein sollen. Und irgendwann den Punkt erreichen, an dem sie das Programm verweigern, ohne genau zu wissen, was sie an seine Stelle setzen könnten. Doch sie wagen es. Sie steigen aus. Die Verweigerung ist der Punkt, auf den die frühen Bücher zulaufen. „Etwas Besseres als den Tod werden wir überall finden“, sagen sich die Bremer Stadtmusikanten; es könnte auch das Motto von Kappachers Heldin Rosina sein, der Sekretärin aus der gleichnamigen Erzählung von 1978, an der das Leben vorbeizulaufen droht. Oder das Motto der Hauptfigur seines kurzen Debütromans Morgen (1975). Walter Kappachers Arbeitsprogramm, schrieb Martin Walser damals über dieses Buch, „ist das echte Roman-Arbeitsprogramm: Prüfung einer Lebensart“. Walser erkannte am Werk des Mittdreißigers die existentielle Wucht des Lebensthemas.