Im Widerstand gegen diesen Fundamentalismus des Entweder-oder, in der Spannung zwischen Ja und Nein, in den Nuancen zwischen Gut und Böse liegt der Reichtum des Subjektiven, des Menschlichen, liegen die Chancen der Kunst, der Literatur. Den vieldimensionalen Raum zwischen der Scheinalternative von Null und Eins mit Leben zu füllen, sich breitzumachen zwischen Up und Down und Top und Flop, das gelingt den Sprachen der Kunst, gestützt auf heitere Kompromisslosigkeit und die Produktivkräfte Chaos und Eros. Nein, der Wettstreit zwischen Algorithmen und Sätzen, zwischen Formeln und Wörtern, zwischen Schwarmverhalten und Eigensinn ist noch lange nicht entschieden. Wenigstens in der Literatur haben wir eines der frei zugänglichen und vergleichsweise krisenfesten Paradiese, in dem Erfahrungen ausgetauscht und gesammelt, Erkenntnisfreuden verschenkt, Distanzen verringert, Augenblicke festgehalten, also Raum und Zeit erweitert werden. Aber nicht dass wir uns hier zu wichtig nehmen – am Ende entscheiden in der Literatur, welcher Sorte auch immer, allein die Sätze, der Satz. Die Energie und die Unruhe, die sich zwischen zwei Punkten entfalten.