Ich bekenne, daß ich zu schreiben begann, weil ich es bitter nötig hatte, um die Misere der Zeit, die ständige Bedrohung und mich selbst ertragen zu können.

Zitat: Manès Sperber
Manès Sperber im Publikum bei der Preisverleihung
Preisträger 1975: Manès Sperber
Gibt es denn das wirklich noch, einen dezidiert politischen Schriftsteller, der es allen recht machen kann, ohne daß er dabei das geringste Zugeständnis macht, weder an Überzeugung noch an literarischem Niveau? Offenbar ja, denn Sperber ist ein solcher Schriftsteller.
G. Zehm: Das muß man erst mal nachmachen!, in: Die Welt, 12.12.1975, zit. nach: Der Georg-Büchner-Preis 1951-1987. Eine Dokumentation, Piper Verlag, 1087
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Ich schreibe keine Thesenromane, ich habe keine Gewißheiten zu bieten, sondern nur Fragen und Zweifel spruchreif zu machen und Forderungen zu begründen, die jeder zuvörderst an sich selber stellen muß. Natürlich glaube ich nicht an das Schicksal; ich weise den fünften Akt der Tragödie zurück. In der fernsten wie in der ganz nahen Vergangenheit, immer hat mein schwer bedrängtes Volk den heidnischen Glauben an das Fatum abgelehnt; es ist der Hoffnung treu geblieben, daß die Taten der Menschen der Welt die messianische Erlösung bringen werden. An die Stelle des fünften Aktes setze ich so jeweils einen neuen ersten Akt. Auch deshalb tritt in allem, was ich je geschrieben habe, die Menschheit als eine Anfängerin, als eine ewige Debütantin auf.

Manès Sperber: Dankrede
Manès Sperber im Gespräch
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis 1975

Manès Sperber

der in Romanen, Essays und autobiographischen Schriften die Kunst beständiger Selbstprüfung übt und so einen exemplarischen Beitrag zur Geschichte der Gefährdung und Bewährung des Individuums in diesem Jahrhundert geleistet hat.
Urkundentext
Manès Sperber mit Walter Höllerer
Foto: Günther Jockel