Warum muß ich Sie mögen?

Ich mag Ihre Schreibe. Ich mag Ihren Ton. Ich mag Ihre Stücke. Ich mag – logischerweise – den Lenz. [...] Sie sind mir sympathisch, gar keine Frage. Doch mögen? Warum muß ich Sie mögen?

Wolfdietrich Schnurre: Dankrede
Wolfdietrich Schnurre bei der Preisverleihung
Wolfdietrich Schnurre: „Ich brauch Dich“
Autorenabend der Deutschen Buchgemeinschaft 1976
Dauer: 00:09:35
Schnurre, Wolfdietrich: Ich brauch Dich. List, München, 1976. / © Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
Herbert Heckmann (Akademiepräsident) überreicht die Urkunde.
Foto: Christel Bauer

Auf solche Weise verteilte Wolfdietrich Schnurre in seiner Dankrede Einwände und Zustimmung auf das Leben und Werk Büchners, indem er ihn direkt ansprach und in einen Monolog mit ihm trat. Schnurre spottete über etliche seiner Preisträger-Vorgänger, die urplötzlich Georg Büchner als ihren Leitstern entdeckt hätten, zuvor jedoch von dieser Büchner-Liebe gar nichts zu ahnen gewesen sei.

Mehr

Wolfdietrich Schnurre gehörte zur den Mitbegründers der Gruppe 47 und wurde gleich nach dem Krieg mit seinen Kurzgeschichten einer der wichtigsten Repräsentanten der sogenannten „Kahlschlagliteratur“, deren Aufgabe es war, „unsere blinden Augen sehend, unserer tauben Ohren hörend und unserer schreienden Münder artikuliert zu machen“. (Wolfgang Weyrauch)

Zit. nach: Georg-Büchner-Preis 1951–1987. Eine Dokumentation, Piper Verlag, 1987
Wir haben alle einmal Flugblätter verteilt oder Parolen, die auf die Herrschenden zielen, an Wände, an Mauern geschrie­ben; es ist kein Ruhe fördern­des Geschäft.
Wolfdietrich Schnurre: Dankrede
Wolfdietrich Schnurre signiert
Foto: Christel Bauer
[...] mir fällt es ohnehin schwer, raketenbeschützt, raketenbedroht, noch an eine leseversessene Nachwelt zu glauben.
Wolfdietrich Schnurre: Dankrede
Wolfdietrich Schnurre bei der Preisverleihung
v. l.: Peter de Mendelssohn, Wolfdietrich Schnurre
Foto: Christel Bauer