Auf ihrer Sitzung am 12. Juni 1979 wählte die Jury den Lyriker Ernst Meister zum Büchner-Preisträger. Meister bedankte sich telegrafisch für die Zuerkennung des Preises am 13. Juni. Entgegennehmen konnte er den Preis nicht mehr. Ernst Meister verstarb mit 67 Jahren am 15. Juni 1979. Zum ersten Mal in der Geschichte des Preises seit 1951 musste die Auszeichnung posthum verliehen werden.
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Trotz literarischer Ehrungen ist Ernst Meister dem breiten Publikum zeitlebens eher ein Unbekannter geblieben. Die Kritik, die den literarischen Rang Meisters stets hoch angesiedelt hat (Nachfahre Hölderlins, neben Paul Celan und Günter Eich stehend), hat doch zugleich das Stigma des Esoterischen, Dunklen, Hermetischen seiner Lyrik geschaffen und gefördert.
Wenn etwas zum Ruhme Ernst Meisters, der „den Willen zum Totum“ hatte, gesagt werden kann, dann dieses: Er ist kein Zauberlehrling gewesen, der Kräfte gerufen hätte, denen er nicht gewachsen gewesen wäre. Kunstabsicht und Kunstkönnen halten bei ihm sich die Waage: eine hochgegriffene Kunstabsicht (von der ich allerdings glaube, daß er sie sich nicht ausgesucht hat, sondern daß es ihm zugemutet war, vom Ganzen den Satz sagen zu müssen) und ein Können, das man trotz aller Artistik nicht ein funkelndes Können nennen würde, nicht ein verblüffendes, auf eine Pointe hinauslaufendes, weil es immer auf die Verbindlichkeit der Wahrheit aus ist und auf eine herzzerreißende Genauigkeit.