Paul Celan, der Dichter, den wir heute hier feiern dürfen, ist im Jahre 1920 in Tschernowitz geboren, er stammt also aus der Bukowina, die bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum alten Österreich-Ungarn und damit zum deutschen Kulturkreis gehörte. Daß Celan unter den tragischsten Umständen seine Heimat verlassen mußte und nun seit mehr als zwölf Jahren in Paris lebt, hat ihm nicht nur Deutschland über alle geographischen Weiten hinaus ferngerückt. Es hat ihn auch seinem einzigen und kostbarsten Muttererbe, der deutschen Sprache, entrückt – freilich im positivsten Sinn. Der falschen Vertrautheit des Alletageredens enthoben, war er imstande, diese mit soviel Bitterkeit geliebte deutsche Sprache für sich neu zu entdecken und auf eine neue Weise über sie zu verfügen, schöpferisch und frei.
Marie Luise Kaschnitz: Laudatio
Aber es gibt, wenn von der Kunst die Rede ist, auch immer wieder jemand, der zugegen ist und ... nicht richtig hinhört.
Paul Celan: Dankrede