Durs Grünbein im Publikum vor der Preisverleihung
Preisträger 1995: Durs Grünbein
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis 1995 Durs Grünbein, der wie Paul Celan weiß, daß sich das Gedicht am Rande seiner selbst behauptet. In seinen Gedichten verbindet sich Kalkül mit einer seismographischen Sensibilität. Mit behutsamer Genauigkeit hebt er das Wort aus den Schatten überladener Bedeutung in die Helle des Gedichts, das sich so unserer Wirklichkeit öffnet.

Darmstadt, am 21. Oktober 1995
Urkundentext
Foto: Barbara Aumüller
Ich danke der Darmstädter Akademie für einen Preis, dem ich schwer wider­sprechen konnte und den ich doch (so viel liegt noch vor mir) lieber in anderen Händen wüßte, verliehen für ein ganzes, ein Lebenswerk.
Durs Grünbein: Dankrede
Durs Grünbein während seiner Dankrede
Foto: Barbara Aumüller

Es war, als hätte ich, im Rücken den Panzer, dieses eine Mal die Geschichte verschlafen wollen, minutenlang, bevor alles in Fahrt kam, den Körper vergessend in einem traumlosen Schlaf.

Durs Grünbein: Dankrede
Durs Grünbein erhölt die Urkunde von Herbert Heckmann
Durs Grünbein und Herbert Heckmann, Akademiepräsident
Foto: Barbara Aumüller
Aus: Büchner und kein Ende. Deutschlands renommiertester Literaturpreis, Hessischer Rundfunk, 5.11.2005
© Hessischer Rundfunk
Durs Grünbein und sein Laudator Heiner Müller
Was ist das Ungemütliche an den Texten von Durs Grünbein, das seine Lobredner blendet und seine Kritiker verstört? Seine Bilder sind Röntgenbilder, seine Gedichte Schatten von Gedichten, aufs Papier geworfen wie vom Atomblitz. Das Geheimnis seiner Produktivität ist die Unersättlichkeit seiner Neugier auf die Katastrophen, die das Jahrhundert im Angebot hat, unter den Sternen wie unter dem Mikroskop.
Heiner Müller: Laudatio
Heiner Müller: Laudatio auf Durs Grünbein, gehalten am 21.10.1989
Archiv des Hessischen Rundfunks
Dauer: 00:09:05
© Hessischer Rundfunk
Heiner Müller, Laudator, und Durs Grünbein
Foto: Barbara Aumüller