Am 27. April tagt das Präsidium der Akademie in Trier, wo die Frühjahrstagung des Jahres 1959 mit einem Programm über „Tradition und Experiment in der französischen und deutschen Literatur“ stattfindet. Gleich nachdem die ersten eher organisatorischen Punkte der Tagesordnung erledigt sind, berichtet der Präsident Hermann Kasack von seinem Treffen mit dem Hessischen Kultusminister Ernst Schütte am 13. März in Wiesbaden. Es ging wieder einmal um die großen Finanzierungsprobleme der Akademie. Kasack kann den Präsidiumskollegen zwei erfreuliche Ergebnisse seines Gesprächs ankündigen, im Protokoll heißt es dazu knapp: „DM 50.000 bewilligt. Aussicht, Büchner-Preis auf DM 8.000,- zu erhöhen. Amtliches Schreiben betr. Zuschuss, das die Entscheidung durch Landtag(es) offen läßt.“
Deutlich wird in dieser kurzen Notiz (s.o. Ludwig Engel an Hermann Kasack), wie sehr die Akademie in diesen Jahren mit ihrer Finanzsituation zu kämpfen hat – in den Protokollen wiederholt sich beharrlich das Thema „Die Kassenlage der Akademie“. Und doch, das Land Hessen und die Stadt Darmstadt, die in diesen Jahren den Büchner-Preis finanziell tragen, erklären beide im April 1959 ihre Bereitschaft, ihren Anteil auf jeweils 4.000 DM zu erhöhen.
In der Trierer „Präsidialsitzung“ vom 27. April wird auch erstmals über mögliche Kandidaten für den Georg-Büchner-Preis gesprochen. Das Protokoll hält unter Punkt 15 der Tagesordnung fest: „Kandidat Büchner-Preis. Staat und Stadt bisher keine Vorschläge (evtl. Böll, Koeppen). Vorschlag Günter Eich. Allgemeine Zustimmung.“
Bei der nächsten Zusammenkunft am 25. Mai in Frankfurt sprechen die Präsidiumsmitglieder bereits über mögliche Laudatoren für Günter Eich, „wenn er den Büchnerpreis erhält“. Walter Höllerer solle im Herbst die Laudatio halten, so befinden sie, „falls eine Vertretung notwendig ist, (…) Marie Luise Kaschnitz oder (…) Wolfgang Kayser“.
Als am 11. August das Präsidium in Darmstadt erneut zusammenkommt, wird wieder über die Verleihung des Büchner-Preises im Herbst gesprochen. Das Protokoll kann nunmehr freilich die inzwischen erreichten Ergebnisse notieren: „Der Büchner-Preis 1959 wird an Günter Eich verliehen. Die Rede auf den Preisträger wird Walter Höllerer halten. Es wird beschlossen, künftig den Preisträger kurz nach der Nominierung durch die Presse bekanntzugeben.“
Mit einem offiziellen Schreiben hatte der Präsident Hermann Kasack bereits einen Monat vor dieser Sitzung, am 7. Juli, Günter Eich darüber informiert, dass die Akademie ihm den Büchner-Preis 1959 zuerkannt hat. Interessanter ist jedoch ein weiterer von Kasack an Eich geschickter persönlicher Brief, in dem er ihm erläutert, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Den Vorschlag habe Fritz Martini, einer der Beiräte im Präsidium, gemacht – und Kasack betont, er habe nie mit Martini über diese Möglichkeit gesprochen. „Ich selbst“, erklärt er, „hätte Dich auch nicht vorschlagen dürfen, weil ich durch unsere persönliche Freundschaft befangen wäre.“ Damit entschlüsselt sich die knappe Information im Protokoll der Präsidiumssitzung vom 27. April: „Vorschlag Günter Eich. Allgemeine Zustimmung“.
Eich und Kasack verband eine langjährige Freundschaft, an die beide nach 1945 wieder anknüpften. Kasack unterstützte Eich, als 1955 nach Erscheinen des Gedichtbands „Botschaften des Regens“ die Reaktionen eher kritisch ausgefallen waren. Eich schrieb über diese schwierigen Wochen am 15. Januar 1956: „Dank für Ihre Worte zu meinen Gedichten. Sie taten mir wohl, denn sonst ist das Maß von Verständnis gering. (Und der besondere Eifer der Ablehnung mir unverständlich.)“
Auch in der Kontroverse, die ein Jahr später durch die Veröffentlichung des Gedichts „Nachhut“ im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ausgelöst worden war, sprang Kasack seinem Freund bei: „Ich sehe von dem hausbacken-rührenden Gehalt der meisten Zuschriften ab: interessant ist doch, wie viel Leute auf ein Gedicht (als Beispiel für moderne Lyrik) reagieren! Als Reklame für den Lyriker G.E. großartig!“ Und Kasack resümierte: „Das Ganze hat wirklich alle Schrecken des Komischen.“
Günter Eich blieb eher skeptisch, allerdings habe „seine Korrespondenz mit höheren Lehranstalten (…) seitdem beträchtlich zugenommen. Ich muß vieles erklären, was ich bisher für unerklärlich hielt, und stelle zum eigenen Erstaunen fest, daß es ganz gut erklärbar ist. (Der Unterschied der beiden Wörter ist das eigentliche Problem.)“
„Nachhut“ war 1955 entstanden, also kurz bevor Karl Korn das Gedicht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichte und damit solch heftige Zuschriften aufgebrachter Leser auslöste – die ihn, Korn, wiederum dazu bewogen, Eich nicht nur zur Seite zu treten, sondern auch den Charakter der Angriffe in der Zeitung offenzulegen.
Günter Eich nahm das Gedicht erst spät, 1964, in Zu den Akten auf, wo es zu den frühesten Gedichten dieser Sammlung gehört. „Nachhut“ entstammt einer Phase beginnender Umorientierung in Eichs lyrischer Produktion, nicht mehr die „Methode der Bestandsaufnahme“ (Wolfgang Weyrauch), für die der Lakonismus seines 1945 vermutlich in der Gefangenschaft entstandenen Gedichts „Inventur“ programmatisch stand, entfernt auch von der Tonlage der Naturlyrik in der Tradition Wilhelm Lehmanns. Eich war aber auch noch nicht bei jenem zur Einsilbigkeit kristallisierten Lakonismus angelangt, wie Karl Krolow das späte Werk charakterisiert hat.
Im Herbst 1959, am Tag der Verleihung, erschien im „Darmstädter Echo“ ein Text des Dichterkollegen Karl Krolow über Günter Eich unter dem Titel „Witterung für das Unerhörte“. Krolow fügte seinem Artikel Eichs Gedicht „Tage mit Hähern“ aus den Botschaften des Regens bei und zitierte Eichs Aussage, er schreibe Gedichte, um sich in der Wirklichkeit zu orientieren, in der alles fraglich werde und voller Gefahr sei.
Walter Höllerer, der am 31. Oktober in Darmstadt die Laudatio auf Günter Eich halten wird, hatte 1952 den Kontakt zu Eich aufgenommen und seitdem einen zunehmend engen Austausch mit ihm entwickelt. Bereits früh, angesichts der Veröffentlichung einzelner Gedichte, die dann in die Botschaften des Regens aufgenommen wurden, hatte Höllerer einen veränderten Ton in den Gedichten Eichs festgestellt. In einem längeren Gespräch beschreibt er rückblickend, im Jahr 1982, Günter Eichs lyrische Produktion.
Am 31. Oktober 1959 wird Günter Eich bei seiner Ehrung den Akademiemitgliedern Hermann Kasack, Karl Krolow und Walter Höllerer begegnen, und auch Karl Korn, der 1964 in die Akademie zugewählt werden wird, nimmt an diesem Tag in der Otto-Berndt-Halle an der Zeremonie teil.
Günter Eich schrieb am 7. September an Wolfgang Hildesheimer, mit der Nachricht vom Büchner-Preis sei alles anders geworden: „Es war eine schöne Nachricht und ich bin immer noch gebläht von Stolz, aber zugleich ist sie zu einem Alpdruck geworden, denn man muß ja da eine Rede halten. Und nach denen der letzten Jahre ist das nicht einfach. Am 31. Oktober ist dieses Malheur, und da ich einige andere Arbeiten auch nicht aufschieben kann, wanken mir die Knie.“
Wie sehr Eich sich mit der Arbeit an dem Redetext mühte, lässt sich an dem umfangreichen Konvolut der Handschriften und Typoskripte nachverfolgen, die im Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach liegen. Roland Berbig hat diese Verfertigung der Gedanken ausführlich rekonstruiert . Die zentralen Gedanken, um die Eich seine Rede entwickeln wollte, hätten, so Berbig, früh festgestanden. „Um eben diese Wörter, die für Redeblöcke stehen, gruppierte Eich seine Notizen. Er sammelte Sätze und Stichwörter. Anfangs sah das etwa so aus:
Was ist gemeint (Osten, Westen usw.)
Literatur der Kritik
Für die Außenseiter
Oder, ein zweites Beispiel:
Kritik
Kritik in Dichtung übersetzt heißt Frage
Macht
Sprache
Inhalt“*
Im Marbacher Konvolut (oben) finden sich Blätter, auf denen Eich einzelne Sätze erprobt hat, wie „Wenn die Macht die Materie unserer Welt darstellt, so laßt uns eine Antimaterie entwickeln“ oder, ganz knapp, „Die asozialen Elemente … Dichter“ (Berbig, S. 270). Auf manchen Seiten gibt „ein Argumentationskern Halt, für den dann Sätze und Sentenzen ausprobiert wurden, die vertiefen, erweitern und entfalten sollten“ (Berbig, S. 270).
Ausgehend von solchen Versuchen entwickelte Eich seinen Redetext. „Eich dachte schreibend und schrieb denkend. Sofortkorrekturen, Streichungen und Einschübe sind Spiegelbild dessen. Um die Übersicht zu behalten, und das ist der spürbarste Zug, der das Konvolut prägt, strich er Absätze, die entweder in aktuelle Fassungen übernommen oder hinfällig waren. Tinte, Blei-, Rot- und Grünstift, Kugelschreiber – Eich benötigte visuelle Hilfe, um sich nicht mit seinen Augen im Notierten zu verlaufen. Nach und nach fügte sich das Ganze, und aus mehrfarbigen handschriftlichen Skizzen entstanden (…) Typoskripte.“ (Berbig, S. 267)
In dem Feature ordnet Roland Berbig diesen mühsamen Entstehungsprozess der Rede in eine tiefgreifende literarische Neuorientierung Eichs in jenen Jahren ein.
Am 30. und 31. Oktober 1959 kommen die Mitglieder der Akademie zu ihrer Herbsttagung in Darmstadt zusammen. Den Abschluss bilden am Samstag die Verleihung des Georg-Büchner-Preises und der anschließende Empfang, den die Stadt Darmstadt und das Land Hessen für die Mitglieder und Gäste ausrichten. Im Jahrbuch 1959 der Akademie heißt es lapidar: „Die Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Günter Eich fand in einer Feier am späten Nachmittag in der Darmstädter Otto-Berndt-Halle statt. Nach der Begrüßungsansprache des Hessischen Kultusministers Professor Dr. Ernst Schütte hielt das o. M. Höllerer den Festvortrag. Seine Rede und die Ansprache des Preisträgers für 1959 Günter Eich“ seien im Jahrbuch abgedruckt.
Die Urkunde habe der Hessische Kultusminister gemeinsam mit dem Darmstädter Oberbürgermeister Engel und dem Präsidenten dem Büchner-Preisträger überreicht.
Walter Höllerer beginnt seine Laudatio mit einem Zitat aus Büchners Leonce und Lena „Die Nachtigall der Poesie schlägt den ganzen Tag über unserm Haupt, aber das Feinste geht zum Teufel, bis wir ihr die Federn ausreißen und in die Tinte oder die Farbe tauchen.“ Büchner habe den absoluten Anspruch der Poesie gekannt, und der Büchner-Preisträger des Jahres 1959 „hat seit seinen ersten Veröffentlichungen sein Leben unter diesen aufreibenden, tyrannischen Anspruch der Poesie gestellt, ohne ihm im geringsten untreu zu werden“. Höllerer nähert sich dem Eichschen Werk in einer produktiven Verbindung von literaturwissenschaftlicher Genauigkeit und der eigenen Erfahrung lyrischer Produktion, er verfolgt Veränderungen in dessen Schaffen und betont Eichs Beharren auf der Wahrheit poetischer Produktion. Die Laudatio endet: „Wie kein anderer deutscher Schriftsteller nach 1945 hat Eich es verstanden, die praktischen bedrängenden Fragen mit empfindlichster Poesie zu verbinden. Die Kluft zwischen moderner Literatur und technischer Alltagswelt wird überbrückt. Der Georg-Büchner-Preis wird diesmal an einen Autor verliehen, der Poesie immer im Zusammenhang mit den Tagesfragen gesehen hat. – Die bedrängenden Fragen sind grundiert vom Wissen um die Macht der geflüsterten Worte…“
Günter Eich kann in seiner Dankrede hieran anknüpfen, wenn er von Macht und gelenkter Sprache handelt und sich zu einer Dichtung bekennt, „die Gegnerschaft ist“. Gegen Ende formuliert er mit aller Entschiedenheit diesen Anspruch an eine Dichtung als Einspruch gegen die „Verbindung von Reaktion und technischem Fortschritt“: „Es wird Ernst gemacht, die perfekt funktionierende Gesellschaft herzustellen. Wir haben keine Zeit mehr, Ja zu sagen. Wenn unsere Arbeit nicht als Kritik verstanden werden kann, als Gegnerschaft und Widerstand, als unbequeme Frage und als Herausforderung der Macht, dann schreiben wir umsonst, dann sind wir positiv und schmücken das Schlachthaus mit Geranien. Die Chance, in das Nichts der gelenkten Sprache ein Wort zu setzen, wäre vertan.“
Als Eich dieses Bekenntnis zur Dichtung als Gegnerschaft, das er auch als Bekenntnis zu Büchner verstehen wollte, auf „einige Bundesgenossen“ ausweitet, die alle der „Ritterschaft von der traurigen Gestalt“ angehören, „sich nicht einordnen lassen“, die „das Elend der Welt nicht vergessen können, wenn sie glücklich sind“ – da reagiert ein Teil des Publikums mit stürmischem Beifall. Aber nicht allen behagt das, was Eich bereits zu Beginn als „womöglich Unfreundliche(s)“ angekündigt hatte, „daß das Ärgernis hörbar wird“.
Mit diesen Worten charakterisierte Georg Hensel in seinem Bericht für „Die Welt, Essen“ die Rede des Preisträgers, dessen „provokatorische Formulierungen“, sein Bekenntnis „zur Dichtung der Gegnerschaft“ beim „Festakt mit viel Beifall aufgenommen und bei einem anschließenden Empfang heftig diskutiert wurden“.
Heinz Schöffler stimmte in der „Deutschen Zeitung“ unter dem Titel „Absoluter Anspruch der Poesie“ ein: „Es war eine Rede gegen die Macht und gegen die Macht der gelenkten Sprache, ironisch, zu Sentenzen geballt, von sarkastischer Bitterkeit; die Stellungnahme des Dichters gegen den gesteuerten Menschen.“
W. E. (Wilhelm Emanuel) Süskind hingegen begann seinen Beitrag in der „Süddeutschen Zeitung“ gleich mit einem durchaus zwiespältigeren Eindruck: „So ging die Rede am Samstagabend in Darmstadt: Daß gewiß der Georg-Büchner-Preis an einen höchst Würdigen verliehen sei – daß man sich aber fragen müsse, ob die Fest- und Danksagungsansprache des solcherart Ausgezeichneten gleichen Beifall verdiene.“ Süskind konzentrierte sich in seinem Bericht auf Eichs „polemische Auseinandersetzung mit dem Begriff der Macht“ und kritisierte sein Verständnis dieses Begriffs, auch bleibe der „Katalog der sprachlichen Macht-Mißbräuche merkwürdig matt“.
Aber: schon als Anregung zu solcher Widerrede erweise sich der hohe Rang der Ansprache, und wer bereit gewesen sei, diese als „Stück lyrischer Rhetorik , als tönenden Monolog eines Dichters zu nehmen“, den musste sie „völlig gewinnen“ – was schwerlich als uneingeschränktes Lob verstanden werden konnte.
Am 2. November berichtete Hans Schwab-Felisch (S.-F.) in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über den „Büchner-Preis für Günter Eich“. Er begann, nach dem Hinweis auf den ungeheizten Veranstaltungssaal („Askese und Sportsgeist“), mit einer kritischen Einordnung: „doch war die Untertemperatur vergessen, als der Preisträger in seiner Dankesrede‚ von der Macht und der gelenkten Sprache‘ Thesen aufstellte, die noch lange danach beim Empfang des Landes Hessen und des Magistrats von Darmstadt auf ebenso heftige Ablehnung wie Befürwortung stießen.“ Und später wird der Text noch deutlicher: „Problematische Rede, interessante, nicht immer gleich gut formulierte Rede, tapfere Rede, die Günter Eich da gehalten hat. Später beim geselligen Zusammensein wurde er vom Kultusminister Storz und von Oberbürgermeister Engel an die Bedingtheiten jeder Macht erinnert.“
Deutlich erkennbar waren die Reaktionen der Journalisten geteilt, gehörten doch auch sie zu den Adressaten von Eichs Kritik an der gelenkten Sprache. Bei den Vertretern der Presse habe, so wird berichtet, teilweise betretenes Schweigen geherrscht. Benno Reifenberg, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, signalisierte, wie Roland Berbig (Berbig, S. 280) schreibt, dem Preisträger bereits nach der Verleihung seinen „Missmut“ über die Rede. Diese Missstimmung sollte Folgen für eine Absprache haben, die bereits im September zwischen Günter Eich und Karl Korn getroffen worden war.
Karl Korn, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hatte am 29. September, während Günter Eich noch mit den Formulierungen seiner Rede rang, an diesen geschrieben und ihm einen Abdruck seiner Rede in Aussicht gestellt. Selbstverständlich werde dies auch honoriert. Günter Eich willigte ein und gestand der Redaktion zu, erst auf der Grundlage des fertigen Manuskripts zu entscheiden. Er vertraute Korn, der ihn zwei Jahre zuvor während der durch den Abdruck seines Gedichts „Nachhut“ ausgelösten Kontroverse offen unterstützt hatte.
Der geplante Abdruck der Rede hätte die Möglichkeit geboten, den Gegenstand der Ablehnung wie Befürwortung zur Diskussion zu stellen, die Redaktion entschied jedoch, von ihrem Angebot zurückzutreten. Karl Korn fiel die Aufgabe zu, Günter Eich davon zu unterrichten. Korns Brief ebenso wie die Antwort von Eich darauf lesen sich wie ein nachträglicher Beleg für die Gedanken und Sorgen, die Eichs Dankrede bestimmt hatten.
Am 7. November schrieb Günter Eich an Hermann Kasack und dankte für „alle Fürsorge“ und dass „Ihr da wart“. Und er zog eine persönliche Bilanz „Ich war ja auf Widerspruch durchaus gefaßt. Aber der Zorn mancher Zuhörer macht mich nachdenklich und läßt mich befürchten, daß ich noch mehr recht habe, als ich es selber vermutete.“