
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis des Jahres 1954 dem Dichter und Schriftsteller
Martin Kessel
Die Deutsche Akademie ehrt damit den Erzähler und Lyriker, dem es stets um die prunklose Wahrheit der Wirklichkeit geht, den Essayisten und Meister des Aphorismus, der mit dem Blick des unbestechlichen Moralisten die Schwächen der Zeit aufdeckt, um den Glauben an den Menschen wachzuhalten.
Darmstadt, am 24. November 1954
Das Präsidium:
Hermann Kasack, Präsident; Kasimir Edschmid, Vizepräsident; Gerhard Storz, Vizepräsident; Fritz Usinger, Vizepräsident
Foto: Deutsche Akademie
Martin Kessel ist kein moralistischer Humorist, der auf bessere Anwendungen der Vernunft drängt, sondern ein philosophischer Humorist, der das ewige Welt-Fiasko sieht, die ewige Wiederkehr der humoristischen Situation. Er weiß, daß das Komische in der Welt nicht eliminiert werden kann, genausowenig wie das Grausige, dessen Gegenpol es ist und in das es so leicht umschlägt, was wiederum ein Lieblingsthema von Martin Kessel ist und worüber es bei ihm großartige Dinge zu lesen gibt, etwa im Hinblick auf Jean Paul, auf Christian Dietrich Grabbe und auf Frank Wedekind. Man kann, wie gesagt, das Komische in der Welt nicht beseitigen, weil man das Unvollkommene nicht beseitigen kann, weder auf moralische Weise, noch auf religiöse oder, was heute so modern ist, auf wirtschaftlich-soziologische Weise ...




