„Seine Texte widmen sich der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben präzisen Hingabe, mit der sie dem Sound der Jetztzeit nachspüren.“
Die Rede ist von Marcel Beyer.
Das Bügelbrett
Was, so frage ich mich, soll man von jemandem halten, der seine Texte auf einem Bügelbrett schreibt, 35 Euro, von Hertie? Nicht ein Bügel-Tisch, keine inkludierte Dampfstation („Drei Punkte Temperatur“), nur ein bunt bespanntes Brett. Und das, weil alle anderen Flächen durch Alltag und Papier bereits belegt sind: durch Projekte, Zeitungen, Übersetzungen, Verzeichnisse, Bemerkungen, Marginalien, Prosa und Poetik, kurz: durch die „Materialität der Kommunikation“ [...].
Ich stelle mir die Wohnung, in der der besagte Autor wohnt, eingeschneit vor. Doch anders als in Kaltenburgs Arbeitszimmer, in dem dieser leichte Flocken von Brot für die mauserschwachen Erpel auf den Teppich niederkrümeln lässt, trudelt hier flächiges Papier-Weiß umher, wird ausgestreut und wieder aufgeklaubt.
Die Macht der Worte
Ausschnitt aus der Rede von Staatsministerin Monika Grütters zur Eröffnung der Preisverleihung:
Wir brauchen „Poesie wie Brot“ – so könnte man die Lehre beschreiben, die Deutschland aus zwei Diktaturen gezogen hat und die da lautet: Die Freiheit der Kunst ist konstitutiv für eine Demokratie. Wir brauchen die provozierenden Künstler, die verwegenen Denker, wir brauchen die Utopien, die sie entwerfen, die Phantasie, die sie antreibt, aber auch die Schärfe ihres Verstands! Sie verhindern damit, dass intellektuelle Trägheit, argumentative Phantasielosigkeit und politische Bequemlichkeit die Demokratie einschläfern. Sie sind imstande, unsere Gesellschaft vor gefährlicher Lethargie und damit auch vor neuerlichen totalitären Anwandlungen zu bewahren. Die Freiheiten dieser Milieus zu schützen ist deshalb heute oberster Grundsatz, vornehmste Pflicht verantwortungsvoller Kulturpolitik nicht zuletzt auch im Vertrauen auf die Kraft der Worte.