Dichtung, bisweilen, ist ein blutiges Geschäft

So überschreibt Ernst Jandl seine Dankrede. Und als Beweis dafür, dass dem so ist, verweist er auf das viele Hansaplast an den Fingern der Dichter.

Helmut Heißenbüttel sagt in seiner Laudatio: „Man muß nämlich im Auge behalten, daß Jandls Werk sich nicht in Reduktion, Lautgedicht, Typogramm erschöpft, sondern daß ebenso das Ausschreiten des Sprachinnen­raums, der seman­tischen Färbungen und Mischungen, der Bedeutungs­modalität eine Rolle spielt. Jandl operiert von Anfang an auf der ganzen Breite der aktuellen poetischen Veränderung, der syntaktisch-asyntaktischen wie der semantisch-semiotischen Transformation der Poesie.“

Ernst Jandl, Büchner-Preisträger 1984
Ernst Jandl: „Beantwortung von sieben nicht gestellten Fragen“
Autorenabend der Deutschen Buchgemeinschaft 1965
Archiv der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Dauer: 00:30:06
© Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
Ernst Jandl, Werke in 6 Bänden (Neuausgabe), hrsg. von Klaus Siblewski
© 2016 Luchterhand Literaturverlag, München, in der Penguin Verlagsgruppe Random House GmbH
Foto: picture-alliance / dpa

Ernst Jandl, dieser ausgefuchste, listenreiche Verbindungsmann zur Undergroundszene der Buchstaben und sprachlichen Abweichungen, meine allererste Liebe aus reclamgelben Jugendtagen.

Zitat: Clemens J. Setz (grammatisch angepasst)

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis 1984 Ernst Jandl, der in seinem poetischen Werk mit unerschöpflichem Sprachwitz den Zustand unserer Gesellschaft bloßlegt und mit der Erfindung der von ihm so genannten heruntergekommenen Sprache einen neuen poetischen Raum für den Ausdruck heutiger Erfahrung geöffnet hat.

Es ist ihm wie keinem anderen gelungen, sowohl die unfreiwillig komischen wie auch die zutiefst verzweifelten Züge unserer gegenwärtigen Existenz zur Sprache zu bringen und zugleich daran zu erinnern, daß es in der Literatur vor allem auf den Wort-Laut ankommt.

Urkundentext
Ernst Jandl erhält die Büchnerpreisurkunde
Ernst Jandl: Ausschnitt aus der Dankrede, gehalten am 12. Oktober 1984
Archiv des Hessischen Rundfunks
Dauer: 00:10:13
© Hessischer Rundfunk
Ernst Jandl beim Signieren nach der Büchner-Preislesung
Oben: Herbert Heckmann (Akademiepräsident) überreicht die Urkunde. Unten: Ernst Jandl signiert nach der Büchner-Preis-Lesung. Fotos: Christel Bauer