Heinrich Böll bei der Preisverleihung
Preisträger 1967: Heinrich Böll
Heinrich Böll: „Entfernung von der Truppe“
Autorenabend der Deutschen Buchgemeinschaft 1964
Archiv der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Dauer: 00:00:57
Erzählung. Kiepenheuer & Witsch, Köln Berlin 1964
© Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
Foto: Pit Ludwig

Die große Koalition ist selbstherrlich genug. Sie hat nichts mehr zu fürchten, nicht einmal mehr das kleine Wählerkreuzchen, mit dem wir, wenn wir keine andere Wahl mehr haben, nur noch unseren politischen Analphabetismus ausdrücken dürfen. [...] man trägt wieder Ritterkreuz, und zwar ein modernisiertes, frisiertes, demokratisiertes, aus dem man die Häkchen herausgekratzt hat.

Heinrich Böll: Dankrede
Urkundenandruck

Müßte nicht jeder Bürger, der es ernst meint mit der Demokratie, nach der Lektüre Ihrer Preisrede erröten, wenn er erkennt, er lebe in einem Gewaltstaat, in welchem der politische Mord an der Tagesordnung steht, und er unternähme nichts dagegen! Kritik und Protest in einer Demokratie sind notwendig, und niemand wird von einem Schriftsteller in dieser Zeit Ergebenheitsadressen an den Staat erwarten, aber solch massiven Anschuldigungen (quasi hingesagt in Nebensätzen) hätten Aktionen vorangehen müssen, hätten Reaktionen folgen müssen [...]. Warum, Herr Böll, haben Sie als millionenfach gelesener Schriftsteller, als Preisträger würdiger und hochdotierter Preise keine Anzeige wegen Mordes erstattet?

J. K. Zabel: Warum keine Anzeige wegen Mordes, Herr Böll?, in: Die Zeit, 10.11.1967, zit. nach: Der Georg-Büchner-Preis 1951-1987. Eine Dokumentation, Piper Verlag, 1987
Wäre ich nur andeu­tungs­weise Büchner oder Danton, so wäre Ihnen diese Rede erspart geblieben.
Heinrich Böll: Dankrede
Heinrich Böll während seiner Dankrede
Foto: Pit Ludwig
Ausschnitt aus der Dankrede Heinrich Bölls, gehalten am 21.10.1967, aus: Büchner und kein Ende, Deutschlands renommiertester Literaturpreis, Hessischer Rundfunk, 5.11.2005
© Hessischer Rundfunk