Es sollte sechzehn Jahre dauern, bis nach der Verleihung an Christa Wolf im Jahr 1980 wieder eine Frau den Büchnerpreis zuerkannt bekommt. In der bis dahin 45-jährigen Geschichte des Preises ist Sarah Kirsch damit erst die vierte Autorin, die ausgezeichnet wird. Sarah Kirsch wurde 1935 unter dem Namen Ingrid Bernstein geboren, sie nennt sich ab 1958 in Abgrenzung zur Elterngeneration und aus Solidarität mit den im Holocaust ermordeten Juden „Sarah“.(vgl. Sarah Kirsch. Christa Wolf: „Wir haben uns wirklich an allerhand gewöhnt“. Der Briefwechsel, Berlin 2019, S. 379) Sie war langjährige Freundin Christa Wolfs (geb. 1929) und beginnt ihre literarische Laufbahn ebenfalls in der DDR. Das Ende des geteilten Deutschlands erlebt sie jedoch im Westen, nachdem ihr Ausreiseantrag schon 1977 genehmigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt sind in Westdeutschland zwar einzelne Gedichtbände Sarah Kirschs (u. a. Zaubersprüche, 1973) und der Prosaband Die Pantherfrau. Fünf Frauen in der DDR (1973) beim Verlag Langewiesche-Brandt erschienen, einem größeren Publikum hier ist sie jedoch unbekannt. Mit ihrem Weggang aus der DDR steigert sich ihre Bekanntheit in der BRD immens.(vgl. Der Briefwechsel, S. 372) Und so nimmt die Akademie Sarah Kirsch auch bereits ein Jahr nach ihrer Ausreise 1978 als neues Mitglied auf.
Schon zu Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn Anfang der 1960er Jahre erfährt Sarah Kirsch die Willkür des ostdeutschen Parteiapparats. Den Angriffen, etwa, wenn einzelne Gedichte von SED-Funktionären öffentlich kritisiert werden, begegnet sie zunächst argumentativ, stellt jedoch gleichzeitig fest, dass „einem das Wort mehrmals im Munde herum [gedreht werde]“ und Künstler, die nicht systemkonform seien, „beseitigt“ würden(vgl. Brief an Christa und Gerhard Wolf vom 18. Januar 1963, in: Ebd., S. 12). Sarah Kirsch gehört zu jener Generation junger Lyrikerinnen und Lyriker, die „sich als die unbequemsten Künstler in der DDR erwiesen haben“(Michael Butler: Der sanfte Mut der Melancholie. Zur Liebeslyrik Sarah Kirschs, in: Ebd., S. 52-60; S. 52) und die sich immer wieder systemkritisch äußern, durch ihre explizit kritischen Gedichte (z. B. Ich wollte meinen König töten, 1973), durch öffentliche Proteste gegen die Unterdrückung von Schriftstellerkolleginnen und -kollegen sowie im privaten Austausch. Das Abschlussdiplom am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig, an dem sie nach ihrem abgeschlossenen Biologiestudium studiert hat, nimmt Sarah Kirsch aus Solidarität mit ihrem damaligen Mann Rainer Kirsch nicht an. Ihm war zuvor das Zeugnis aufgrund ihrer beider Proteste gegen die Relegation von Helga M. Novak verweigert worden.
Im Lauf der Zeit wird die Erfahrung des Eingeschlossenseins für Sarah Kirsch immer unerträglicher: „[D]aß ich hier mehr oder weniger eingesperrt und beschnitten bin und fortwährend Sehnsucht nach irgendetwas entwickeln muß. Und wenn ich an meine Menschenrechte denke – wir haben uns wirklich an allerhand gewöhnt!“(Brief an Christa Wolf vom 20. März 1974, in: Der Briefwechsel, S. 117f) Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns im Jahr 1976 – Sarah Kirsch gehört zu den Erstunterzeichnerinnen der Petition dagegen – und ihrem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband im selben Jahr bleibt ihr nur, das Land zu verlassen. Die Freundschaft zu Christa Wolf wird nach der Übersiedelung in den Westen kontinuierlich fragiler, nach 1989/90 zerbricht sie unwiderruflich: „Die in der Tat völlig unterschiedliche Bewertung der DDR und ihrer Protagonisten (einschließlich der eigenen Person) […] zerriss das zu diesem Zeitpunkt bereits dünne Band. Von fern nahmen Christa und Gerhard Wolf und Sarah Kirsch die Publikationen der jeweils ‚anderen Seite‘ auch in den späteren Jahren zur Kenntnis. Christa Wolf schwieg, während Sarah Kirsch weiterhin kurze, harte Kommentare abgab.“(Nachwort, in: Ebd., S. 374)
Den Umzug in die BRD bezeichnet Sarah Kirsch bewusst als solchen und nicht etwa als Emigration oder Flucht. Zumindest in der Rückschau wertet sie den Einfluss auf ihr Schreiben hinsichtlich des Übergangs von einem politischen System in das andere als marginal: „Aber dann habe ich gemerkt, daß ich genau so weiterschreiben kann wie bisher. Wie ich früher nach Georgien gefahren bin und darüber dann meine Texte gemacht habe, bin ich jetzt in die Provence gefahren.“(Peter Huchel Preis 1993, S. 51) Ähnlich fasst ihr Sohn Moritz Kirsch das Selbstverständnis der Autorin zusammen, ihr aufmerksamer Blick auf das Zeitgeschehen ist unabhängig von ihrem geografischen Standort: „Sarah begriff sich nie als ‚Exilantin‘, die ihr Leben nur auf die Vergangenheit in der DDR bezog. Im Gegensatz zu vielen Übergesiedelten existierte sie in der Gegenwart und beschäftigte sich als politischer Mensch folgerichtig mit der Situation an den Orten, an denen sie gerade lebte.“(Moritz Kirsch: Nachwort, in: Ich will nicht mehr höflich sein. Tagebuch aus der Wendezeit, Eichthal 2022, S. 237)
Das Leben auf beiden Seiten der Mauer beobachtet und kommentiert Sarah Kirsch aufmerksam, im Lauf der Zeit jedoch immer weniger öffentlich, dafür umso intensiver im Privaten. In einem Tagebucheintrag vom 13. November 1989 heißt es: „Es klingeln nur noch die Telefone sich wund rot und tot – die Zeitungen wollen Artikel u. Statements. Ich mache aber nix mehr bei Gott. Schluß damit. Ich bin kein Journalist könnte man sagen“.(in: Ebd., S. 61) Ihre Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1989 und 1990, festgehalten in von den übrigen Tagebuchaufzeichnungen gesonderten Kladden, geben einen tiefen Einblick in ihre Erfahrung des Mauerfalls und sind „ein Dokument der Widersprüchlichkeit“.(Frank Trende: „‚Ach geht mir weck!‘ Gedanken zum Tagebuch aus der Wendezeit von Sarah Kirsch“, in: Ebd., S. 247) In einem Zeitraum von wenigen Wochen wechselt der Ton ihrer Beobachtungen von zunächst unaufgeregt, gar leicht spöttisch: „Diese winzigen langsamen Schritte nun in der DDR wenn alles gut geht – wie langweilig das wäre, wenn ich mich dort noch befände und irgendwie teilnehmen müßte. Diesz kleinkarierte Hin und Her – langweilig langweilig, ich würde ungeduldig verrückt“(11. Oktober 1989, in: Ebd., S. 36), zu einer sehr viel schärferen Wertung: „Ich bin wütig und fuchsteufelswild, diese komische deutsche Pseudorevolution ist Schuld“(28. November 1989, in: Ebd., S. 81), kurz darauf zieht sie vermeintlich ein Resümee: „Die Niederungen der Normalität bei solch einer gesellschaftlichen Umorientierung sind tödlich. Na Schwamm drüber und langsam wieder erholen.“(1. Dezember 1989, in: Ebd., S. 87) Die Freude über die friedliche Revolution ist da, jedoch bleibt Sarah Kirsch zurückhaltend, zum einen ist sie besorgt darüber, dass der Umsturz nicht friedlich bleibt, zum anderen skeptisch, in welche Richtung ein vereintes Deutschland steuern wird.(vgl. Ebd., S. 247)
Sarah Kirschs Name findet sich erstmals im Jahr 1987 auf der Kandidatenliste für den Büchnerpreis. Im Protokoll der Jurysitzung vom 5. Mai 1995 wird sie dann ausführlicher besprochen, es wird auf ihre herausragende Stellung als Lyrikerin verwiesen, „die zudem über Ost-West-Erfahrungen verfüge.“ Sollte es damals bei zunächst einer einzigen Stimme für Sarah Kirsch bleiben, wendet sich das Blatt nur ein Jahr später. 1996 wird die Jurysitzung mit einem Plädoyer für sie eröffnet: „Die Lyrik sei welthaltig und treffe den Ton dieser Zeit. Sarah Kirsch wäre für 1996 eine Preisträgerin, die der Urteilskraft der Jury gut anstünde. […] Es gebe wenig Autoren, die mit solcher Kennerschaft den Sprachwitz kultivieren.“ Im Verlauf der Diskussion wird immer wieder die Qualität ihrer bis dahin jüngsten Veröffentlichung, der Lyrikband Bodenlos, betont. Es wird festgestellt, „daß Sarah Kirsch auch anders schreiben könne“, dass „ihr neuer Band eine andere Richtung [zeige], und sie […] eine große Lyrikerin in Deutschland [sei]. Ihr neues Buch sei ein ernsthafter Grund, ihr den Preis zu geben.“
Nachdem es in dieser Sitzung zunächst vor allem Lob für die Autorin gibt, entwickelt sich durch eine Wortmeldung eine Grundsatzdiskussion über die Ausrichtung des Georg-Büchner-Preises, ein Jurymitglied moniert, „[d]ie Komposition eines großen Romans enthalte mehr Kunst als additive zeitgenössische Lyrik. Er habe alle deutsche Lyrik gelesen, es sei ihm zu wenig. Die Jury sei von einer ‚Perspektivenverrückung‘ bedroht, da sie immer nur dünne Lyrikbändchen prämiere. [Sie] müsse wieder einen großen Prosaisten würdigen […] bei der Vergabe des Huchel-Preises, der ein Lyrikerpreis sei, [habe er] für Sarah Kirsch gestimmt […], aber nicht beim Büchner-Preis“.
Diese Position wird vehement vertreten, bis hin zu der Drohung, die Jury zu verlassen, sollte einer seiner beiden Favoriten nicht gewählt werden. Nach dem Versuch, die Wogen zu glätten, kommt es zu einer ersten schriftlichen Abstimmung, bei der jedes Jurymitglied jeweils zwei Namen vorschlagen kann.
Für den ersten Durchgang werden vier Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt, Sarah Kirsch erhält mit sechs Ja-Stimmen die meisten Stimmen, die übrigen Stimmen verteilen sich 3:3:2.
Im zweiten Durchgang mit nun drei Kandidatinnen und Kandidaten erhält Sarah Kirsch sieben Stimmen, die beiden anderen vier bzw. drei Stimmen (es gibt eine ungültige Stimme).
Im finalen Wahlgang, bei dem noch zwei Personen zur Wahl stehen und jedes Jurymitglied nur eine Stimme abgeben darf, gewinnt Sarah Kirsch mit 5:3 und ist somit Büchnerpreisträgerin des Jahres 1996.
Mit dem Stempel „Naturlyrik“, der Sarah Kirschs Poesie oft aufgedrückt wird, ist sie nicht einverstanden: „[W]obei ich auf dem Standpunkt stehe, daß ich keine Naturgedichte schreibe. Es sind keine Naturgedichte, sage ich, und alle wundern sich, weil es gegenteilig zu sein scheint. Ich sage, ich benutze diese ganzen wunderbaren, schön zu beobachtenden Vorgänge nur als Kulisse für irgendetwas, was ich gerade ausdrücken will. Seelenzustände vielleicht. Die Seele als etwas Natürliches. Ich sehe mich, indem ich behaupte, keine Naturgedichte zu machen, als ein Stück Natur.“(Fragen hinter der Tür. Sarah Kirsch im Gespräch mit Carl Paschek, in: Sarah Kirsch. Begleitheft zur Ausstellung, hg. von der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, Frankfurt am Main: o. V. 1997, S. 11–17; S. 12)
In demselben Gespräch zeichnet Sarah Kirsch ein eindrückliches Bild dessen, was Lyrik bzw. das Schreiben eines Gedichts für sie ausmacht: „Mein Gedicht ist meine Gasmaske“(ebd., S. 13). Natur funktioniert zum einen als Katalysator von menschlichem Wirken in der Natur, umgekehrt wird der menschliche (Stör-)Faktor im Natürlichen akzentuiert. So ist beispielhaft in dem Gedicht Krähenbaum zu lesen: „Früh siebenuhrdreißg fliegen die Blätter an meinem Fenster vorüber, […] Wenn das Heizwerk die ersten verschluckt hat, dauert es noch eine Stunde, bis der Himmel leer ist. Nachmittags fliegen sie zurück auf den Baum. Federleichtes verkohltes Seidenpapier.“ Gerhard Wolf fasst die Dichtung Sarah Kirschs dementsprechend zusammen: „Es gab bei ihr weder den fordernden Anspruch auf gesellschaftliche Provokation […] noch das Bestreben zum forcierten Groß-Gedicht‘ […]. Ihr Vers, nüchterner Prosa nah, bestand auf der genauen Beobachtung des Details einer gewöhnlichen ‚Gelegenheit‘, die sie aufzeichnet […] und mit außerordentlicher Wendung ins Visionäre transportiert. […] [M]an übersieht das leicht […]. Anders, das bedeutete unklassizistisch.“(Ausschweifungen und Verwünschungen. Vorläufige Bemerkungen zu Motiven bei Sarah Kirsch, in: Text + Kritik 101/1989, S. 21)
Neben der Lyrik, die den Hauptteil ihres Werks umfasst, hat Sarah Kirsch Prosastücke, Bilder- und Kinderbücher verfasst. Auch als Übersetzerin u. a. von Anna Achmatova, Leda Mileva und Jamaica Kincaid tritt die Autorin in Erscheinung, die Übersetzertätigkeit ist für sie „etwas, das man mal getan haben muß, wenn man schreibt“(Fragen hinter der Tür, S. 14). Seit Ende der 1980er Jahre nimmt die Malerei, insbesondere Aquarelle und Collagen, einen wachsenden Raum ihres künstlerischen Schaffens ein: „Für mich: liebste Liebhaberei. Zu sehen, wie Farben ineinanderkommen. Wie man es auch von der Biologie kennt, so sehe ich, wie Farben zueinander stehen.“(Sarah Kirsch: Beim Malen bin ich weggetreten. Aquarelle, Bilder, Zeichnungen, Stuttgart/München 2000, S. 36)
Die Medienlandschaft wertet die Auszeichnung Sarah Kirschs mit dem Georg-Büchner-Preis des Jahres 1996 äußerst positiv, es ist die Rede von einer der „bedeutendsten Dichterinnen des Landes“(Darmstädter Echo, 19. April 1996) oder gar der „bedeutendste[n] deutschsprachige[n] Dichterin der Gegenwart“.(FAZ, 19. April 1996) Hervorgehoben wird immer wieder ihr politisches Engagement während und nach ihrer DDR-Zeit. In den Besprechungen zur Preisvergabe wird ebenso die oft versuchte Reduzierung der Dichterin auf das Verfassen von „naturlyrische[n] Liebesgedichte[n]“ kritisiert: „Wer die Dichterin einfach lieb und nett findet, ist taub und blind. Anspielungen, Kommentare zum Zeitgeschehen findet man in ihren epigrammatischen Aufzeichnungen […]. Sarah Kirsch ist keine Schwärmerin. Sie kann elegisch sein, aber sehr wohl auch spöttisch. Wind, Wetter, Schafe und Politik sind keine voneinander getrennten Gebiete – sie sind Teil des Lebens, Punkt.“(Süddeutsche Zeitung, 19. April 1996)
Für den Laudator Rolf Michaelis ist Sarah Kirsch die ideale Preisträgerin: „Der Georg-Büchner-Preis ist anders als alle übrigen literarischen Ehrungen. Stillschweigend wird vorausgesetzt, man müsse im Werke der zu Preisenden, sicher doch in den notfalls mit einem verzeihenden Lächeln zu übergehenden Jugendschriften ein Revoluzzer-Reimchen finden, ein Manifest, eine Protest-Resolution. Bei einer Frau mit diesem Lebenslauf versteht sich das von selber.“ Die Dankrede Sarah Kirschs gehört zu den eher unkonventionellen in der Geschichte des Preises: Sie wählt „Als Ersatz einer Rede“ den „Brief meines Komplicen an mich“, einen geschickten Rollenwechsel, da es „die Reden zum Preis wie Jahresringe“ gäbe und sie „das nicht weiterführen“ möchte, zudem „gänzlich gedankenfaul“ sei.
Es folgt eine Collage aus poetologischen Reflexionen, dem Gedicht Styx und einer abschließenden Literaturempfehlung. Werner Jacob wertet diese Form des Dankes im Tagespiegel als „Affront“ (14. Oktober 1996), diese Kritik teilen die übrigen Berichterstatterinnen und Berichterstatter der Herbsttagung 1996 jedoch nicht und begrüßen in dem „hochpoetischen Beitrag“(Frankfurter Rundschau, 14. Oktober 1996) das Fehlen von „jeglichem Büchner-Gedächtnis-Pathos“.(Süddeutsche Zeitung, 14. Oktober 1996)
Zum Zeitpunkt der Preisverleihung lebt Sarah Kirsch bereits über ein Jahrzehnt in der Schleswig-Holsteinischen Abgeschiedenheit, was jedoch keiner Realitätsflucht gleichkommt, sondern dem Bedürfnis, kritische Distanz zu halten. Darauf spielt sie im fiktiven Zwiegespräch mit ihrem „Komplicen“ an: „Mich haben besonders Deine Sätze über das Leben am Rande des ausgerollten Teppichs gefreut ja in der Provinz, wo er so zerschlissen erscheint, erkennst Du das Muster.“ Im Rückblick auf ihren Werdegang begründet Sarah Kirsch die Entscheidung, sich auf das Land zurückzuziehen als unmittelbare Folge der Erfahrung von Weite, die sie durch die gewonnene (Reise-)Freiheit in der BRD erlebt.(vgl. Sarah Kirsch, in: Iris Radisch: Die letzten Dinge. Lebensendgespräche, Reinbek bei Hamburg 2015, S. 144)
Das wachsende Umweltbewusstsein zu Beginn der 1980er Jahre und der Wunsch, ein Leben im Einklang mit der Natur zu führen, begünstigen das Vorhaben. Der unverstellte Blick auf die Jahreszeiten lässt sie dann auch früh das drängendste Problem unserer heutigen Zeit erkennen: „Es ist so warm wie im April […] es ist viel zu warm […] die Lerchen jubilieren und sämtliche Kroki erblühen, das Immergrün ebenfalls und die Heckenrosen beblättern sich. Irre. Und alles der Anfang einer Klimakatastrophe. So hübsch zu manchen Zeiten an manchen Stellen.“(Tagebuch aus der Wendezeit, 21. Februar 1990, S. 214)